28.11.08

Beatles im Cirque de Soleil




Was unsterblich im Gesang sein soll, muss im Leben untergehen, meinte dereinst Friedrich Schiller. Er muss die Beatles vorausgeahnt haben. Nachdem deren Produzent George Martin und dessen Sohn mit "Love" vor zwei Jahren einen völlig neuen Mix der altbekannten Songs der vier Liverpooler ablieferten, ist nun mit "All Together Now" sozusagen der Film zum Soundtrack erschienen.

George Harrison hatte die Idee, die Musik der Fab Four mit den Farben des Cirque de Soleil zu verbinden. Entstanden ist ein opulentes Oeuvre, in dem Balletttänzerinnen und -tänzer sich redliche Mühe geben, die mal rockigen, mal orchestralen und dann psychedelischen Klänge von John, Paul, George und Ringo in Bilder umzusetzen. Es gelingt ... nicht so richtig. Ein jeder verbindet mit der Musik seine eigenen Bilder, stimmt schon. Sonnenzirkuschef Guy Laliberte ... seine, andere ... andere.

Wenn "Sgt. Pepper’s" erklingt, dann denken die meisten wohl an die Phantasiekostüme, in denen die Großen Vier einst daherkamen oder an die putzigen Cartoon-Beatles aus "Yellow Submarine", aber nicht an den Tänzer, der in einem "Pepper’s"-Aufzug durch die Arena schwebt. Auch wenn Paul und Ringo, Georges Frau und Sohn von dem Spektakulum schwärmen, so richtig warm wird man damit nicht. Dass Yoko Ono das Ganze gut findet, war nicht anders zu erwarten. Sie hätte die Beatles am liebsten schon damals in einem solchen Ambiente auftreten lassen. Beatles-Zirkus? OK! Aber nur, wenn er in Gestalt von "Being For The Benefit von Mr. Kite” stattfindet.
Beatles neu entdecken
Umwerfend jedoch, wie Martin & Sohn die unsterbliche Musik auf komplett andere Weise abgemischt und vermischt haben. Beide berichten, dass sie die Beatles neu entdeckt hätten. Wie auch der Rezensent. "Because" von "Abbey Road" zeigt, dass John Lennon auch ohne instrumentales Bett eine Stimme wie ein junger Gott hat. Pauls "Get Back" erhält mit dem Intro von "A Hard Day’s Night, einem Gitarrenriff von George aus der Reprise von "Sgt. Pepper’s" und Ringos Drumsolo von "Abbey Road" ein völlig neues Kleid, das dritte nach den Versionen auf "Let It Be" und "Let I Be ... Naked". Man sollte es nicht glauben: Die Piccolotrompete aus "Penny Lane" in "Glass Onion" vom Weißen Album klingt so, als wäre sie eigens dafür von David Mason gespielt worden.

Genial anders klingt "While My Guitar Gently Wheeps" aus der Feder von George Harrison, das wohl gelungenste Stück auf der Scheibe. George Martin hatte an der Aufnahme der nur von einer akustischen Gitarre unterlegten Demoversion damals keinen Anteil. Er habe den Track zufällig gefunden und die Idee gehabt, ein Streichorchester dazuzumischen, erläutert der Mann, ohne den die Beatles bestimmt nicht das geworden wären, was sie bis auf den Tag sind. Ein Meisterstück!


The Beatles / Cirque Du Soleil - All Toghether Now